5.4 - GOBOS
Wenn Sonnenlicht durch die Blätter eines Baumes auf einen Tisch oder eine Wand fällt, entstehen charakteristische Muster aus Schattenbereichen und Lichtflecken. Diese Mischung aus diffusem Schatten und gebündeltem Sonnenlicht wirkt lebendig und erzeugt eine wesentlich stimmungsvollere Atmosphäre als eine gleichmäßige Ausleuchtung.
In der Studiofotografie lässt sich dieser Effekt gezielt nachbilden – typischerweise mit einer harten Lichtquelle (z. B. Projektionsspot oder Fresnelspot) in Kombination mit einem Gobo.
Was ist ein Gobo?
Ein Gobo ist eine Art Schablone, die direkt im Strahlengang einer Lichtquelle sitzt und Formen oder Muster auf eine Oberfläche projiziert.
Der Begriff „Gobo“ ist ein Akronym für *Graphical Optical Blackout* und beschreibt seine Hauptfunktion: Teile des Lichts abzuschatten, sodass charakteristische Muster entstehen.
Gobos gibt es in verschiedensten Ausführungen:
- Organische Strukturen** (Blätter, Äste, Wolken) für natürlich wirkendes Licht.
- Geometrische Muster** (Streifen, Punkte, Raster) für abstrakte Effekte.
In Renderings sind Gobos ein hervorragendes Mittel, um sterile Lichtsituationen aufzubrechen und Szenen mehr Authentizität zu verleihen.
Funktionsweise
Das Prinzip ist einfach:
Das Licht einer harten Quelle (z. B. Spotlight) fällt durch die Form des Gobos. Bereiche, die vom Gobo abgedeckt werden, bleiben dunkel, während die offenen Bereiche das Licht durchlassen und auf die Szene projizieren. Dadurch entsteht ein Muster aus hellen und dunklen Partien, das stark vom Charakter der Lichtquelle abhängt.
- Je kleiner und härter die Lichtquelle, desto klarer und schärfer das projizierte Muster.
- Je größer oder diffuser die Lichtquelle, desto weicher und unschärfer das Ergebnis.
Setup in Blender
Die Umsetzung in Blender ähnelt der Arbeit mit Lightmaps, allerdings wird hier eine harte, gerichtete Lichtquelle eingesetzt, typischerweise ein Spotlight.
1. Shader-Editor aktivieren
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- Die gewünschte Lichtquelle auswählen (Spotlight ist am geeignetsten).
- Im Shader-Editor „Use Nodes“ aktivieren, falls noch keine Nodes angezeigt werden.
2. Image Texture Node einfügen
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- Einen Image Texture Node hinzufügen und die Gobo-Textur laden.
- Den Color Space auf Non-Color setzen, da die Graustufenwerte die Helligkeitsinformationen direkt steuern.
3. Nodes verbinden
- Den Ausgang der Gobo-Textur mit dem Eingang Strength des Emission Nodes verbinden.
- Die Intensität wird anschließend in den Light Properties gesteuert.
- Der Color-Eingang bleibt frei und erlaubt die unabhängige Wahl der Lichtfarbe.
4. Mapping
- Meist werden keine zusätzlichen Mapping- oder Texture-Coordinate-Nodes benötigt, da die Projektion direkt von der Lichtquelle ausgeht.
- Für präzise Ausrichtungen oder Skalierungen kann aber ein Mapping-Node hinzugefügt werden.
5. Härte der Projektion einstellen
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- Über den Radius-Parameter lässt sich die Schärfe der projizierten Muster steuern.
- Radius = 0 → harte, klare Projektion.
- Höhere Werte → weichere Schatten und unschärfere Übergänge.
6. Alternative mit Area Lights
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- Auch Area Lights lassen sich mit Gobos kombinieren, allerdings muss im Property-Panel unter Beam Shape der Wert für Spread auf 0 gesetzt werden.
- Dies simuliert eine gerichtete Projektion, wirkt jedoch meist weniger präzise als ein Spotlight.
Das Spotlight bietet in der Praxis flexiblere Steuerungsmöglichkeiten, etwa die Kontrolle des Lichtkegels über Spot Size oder den weichen Übergang am Rand durch Blend. Dadurch lassen sich Gobos noch gezielter einsetzen.