3.4 - COLORMANAGEMENT

Das Color Management steuert, wie das gerenderte Bild interpretiert und auf dem Monitor dargestellt wird. Während Cycles oder Eevee die physikalische Berechnung von Licht und Schatten übernehmen, entscheidet das Farbmanagement darüber, wie diese Rohdaten in Tonwerte, Farben und Kontraste übersetzt werden. Damit beeinflusst es die visuelle Wirkung am Bildschirm und das finale Exportergebnis.

Blender arbeitet intern mit einer 32-Bit-Farbtiefe pro Kanal. Dadurch lassen sich Millionen von Farben und ein Dynamikumfang von bis zu 16 Blendenstufen speichern. Diese Rohdaten enthalten aber weit mehr Informationen, als ein Standard-Monitor darstellen oder ein gängiges Bildformat speichern könnte.

Die Aufgabe des Color Managements ist es deshalb, diese Werte so zu komprimieren und anzupassen, dass:

  • Details in hellen wie dunklen Bereichen erhalten bleiben,
  • Farben natürlich und nicht verfälscht wirken,
  • und der Gesamteindruck dem von konventionellem Filmmaterial oder unserer visuellen Wahrnehmung nahekommt.

Ohne Color Management würden Renderings flach, überstrahlt oder künstlich aussehen. Erst durch Systeme wie AgX (oder früher Filmic) entstehen natürliche Kontraste, realistische Helligkeitsverteilungen und glaubwürdige Bildergebnisse, wie wir sie aus Fotografie und Film kennen.

Mit Blender 4.x wurde AgX als Standard eingeführt. Es sorgt für eine sanfte Kompression der Lichter und verhindert, dass Glanzlichter unnatürlich ausbrennen. Ab Blender 5 wird zusätzlich ACES 2 verfügbar sein – ein professionelles Farb- und Tonemapping-System mit extrem hohem Dynamikumfang, das besonders in HDR-Workflows und Filmproduktionen genutzt wird.

AgX: neutrale, weiche Übergänge, stabil und künstlerisch flexibel.

ACES 2: größerer Farbraum, sehr gut für HDR-Content und Kompatibilität in der Filmproduktion, zeigt helle Bereiche aber mit einer leicht anderen Farbcharakteristik.

Welche Option besser ist, hängt vom Einsatzzweck ab: AgX für flexible Workflows und natürliches Tonemapping, ACES 2 für standardisierte High-End-Produktionen.

Die wichtigsten Parameter im Color Management

Display Device

  • Steuert, für welches Ausgabegerät das Bild dargestellt wird.
  • Jeder Monitor kann nur bestimmte Farbräume wiedergeben – daran passt sich das Bild an.
  • Typische Optionen:
    • sRGB – kleinster gemeinsamer Nenner, Standard im Web.
    • Rec.709 / Display P3 – größerer Farbumfang, gängig in Videoproduktion und Apple-Geräten.
    • Rec.2020 – sehr großer Farbraum, fast so groß wie ProPhoto RGB, für High-End-Displays und HDR.

View Transform

– Entscheidet über die **Darstellungskurve des Dynamikumfangs**.

– Wichtigste Einstellung im Farbmanagement:

    • AgX (Standard, Empfehlung): modernes Tonemapping, verhindert überstrahlte Highlights, stabil bei HDR, bietet verschiedene Looks (neutral, kontrastreich).
    • Standard: lineare Darstellung, ohne Tonemapping. Wirkt unnatürlich, helle Bereiche brennen leicht aus.
    • False Color**: zeigt Helligkeitswerte farbcodiert (z. B. Blau = dunkel, Rot = hell). Praktisch für Belichtungskontrolle.
    • Raw: reines lineares Rendering ohne Transformation, nur für Compositing sinnvoll.

Look

  • Bietet vordefinierte Kontrastkurven, abhängig von der gewählten View Transform.
  • Bei AgX z. B.: Neutral, Medium Contrast, High Contrast.
  • Schnelle Methode, dem Bild Charakter zu geben, ohne im Compositor manuell Gradationskurven anzulegen.

Exposure

  • Globale Helligkeitskorrektur nach dem Rendering.
  • Funktioniert wie ein „Belichtungsregler“ im Postprocessing.
  • Wichtig:
    • In den Render Properties (Film) beeinflusst Exposure die Lichtsimulation direkt.
    • Im Color Management wird nur das fertige Bild skaliert.
    • Daher hier nur kleine Korrekturen machen, grundlegende Belichtung über Lichtquellen oder Film-Exposure regeln.

Gamma

  • Verändert die Mitteltöne des Bildes:
    • niedriger Wert = dunklere, kontrastreichere Mitteltöne,
    • höherer Wert = hellere, weichere Mitteltöne.
  • Heute selten nötig, da AgX/Filmic + Gradationskurven eine bessere Kontrolle erlauben.

Sequencer

  • Bestimmt den Farbraum für Animationen im Video Sequencer.
  • Empfehlung: identisch zum Display Device einstellen, damit Konsistenz zwischen Einzelrender und finalem Video gewahrt bleibt.